Veränderungsfreude beginnt im Kleinen: Warum Unternehmen erst einmal alltägliche Prozesse und Entscheidungen leichter gestalten müssen, bevor sie wirklich agil werden können.
Ich begreife es wirklich nicht: Unternehmen erkennen offenbar, dass sie sich bewegen müssen, um in Zeiten des stetigen Wandels nicht unterzugehen. Gerade einmal 38 % der befragten Unternehmen der Studie Digitale Transformation 2018 halten ihre Mitarbeiter für ausreichend qualifiziert für den digitalen Wandel. Sie setzen auf Weiterbildung, trainieren agile Methoden und verlangen von ihrer Belegschaft Querdenken und Bereitschaft für Neues. Doch im Alltag ist davon wenig zu spüren. Hierarchien, Prozesse und Regelwerke werden nämlich nicht angepasst. Da hilft es dann auch nichts, „Agilität“ oder gar „Mut“ zum Unternehmenswert zu erklären und im Leitbild an die Wände zu hängen…
Kürzlich rief ich eine große Bank an, für die ich schon seit einigen Jahren Trainings mache.
„Guten Tag, Frau Soundso, Sie sind ja in Ihrem Unternehmen für Seminarorganisation zuständig, richtig?“
„Ja, genau.“
„Nun habe ich eine Frage. Wir arbeiten ja schon seit einigen Jahren zusammen und ich würde Ihnen gerne den Vorschlag machen, ob wir künftig etwas kreativere Orte für unsere Workshops buchen wollen. So ganz ohne staubige Kekse und Getränkekühler auf fest installierten Konferenztischen.“
„Wir arbeiten mit bestimmten Vertragshotels wie Ibis, Best Western etc. und haben damit gute Erfahrungen gemacht. Und wir sind sicher, dass unsere Mitarbeiter genau diese Kekse und diese Räume wollen.“
„Ich habe in den letzten Jahren die Erfahrung gemacht: Wenn statt Tagungsraum, Flipchart, Beamer und Besprechungskeks ein Park, eine Bibliothek, ein Raum in einem kreativen Coworking-Space und ein Mittagsmenü beim Italiener um die Ecke angeboten werden, sind die Teilnehmer viel wacher, aufmerksamer, offener, interessierter und die Ergebnisse dadurch besser. Was halten Sie davon?“
„Davon halte ich nichts. Wir müssen auch bestimmte Budgets und Vorgaben einhalten.“
„Das verstehe ich vollkommen. Wenn Sie mir den Budgetrahmen nennen, mache ich Ihnen gern einen Vorschlag. Sie haben damit gar keine Arbeit.“
„Nein, vielen Dank….“
So schade. Dabei gibt es mittlwerweile wirklich sensationell schöne Orte zum beweglicheren und deshalb viel aufmerksameren Arbeiten.