Wie uns die Beobachtung der EM-Spiele zeigt, gibt es viele Parallelen zwischen Sportmannschaften und Arbeitsteams. Für beide gilt: Nur mit dem richtigen Teamgeist und hoher Motivation können große Ziele erreicht werden. Es braucht regelmäßiges und ein gut ausgeklügeltes Training und eine Strategie, die jeder versteht. Und wenn die Mannschaft baden geht, fliegt der Trainer: Er trägt die Verantwortung, auch wenn er selbst nicht mitspielt.
Doch was braucht es, um ein starkes Team aufzubauen?
Ein gemeinsames Ziel
Klar, wir wollen gewinnen. Doch sollte auch jeder Spieler genau wissen, was der Sieg bedeutet. Auf ein Unternehmen bezogen bedeutet das, klar zu kommunizieren: Warum wollen wir diesen Kunden gewinnen? Was steht auf dem Spiel, wenn wir ein neues Produkt zur nächsten, wichtigen Messe nicht fertigstellen können? Wie wichtig ist es, einen technologische Neuentwicklung zu einem bestimmten Termin zu schaffen?
Ein gemeinsamer Sinn
Noch stärker als konkrete Ziele wirken gemeinsame Werte und das Gefühl, in ähnlicher Mission unterwegs zu sein. Warum machen wir das alles hier? Wenn ich vor Augen habe, dass unsere gemeinsame Arbeit einen wichtigen Beitrag für andere Menschen leistet, rettet mich das vor kleinen Stimmungstiefs und durch schwierige Zeiten hindurch.
Die Strategie ist klar
Wie wollen wir unsere Ziele erreichen? Was passt zu unserer DNA? Gehen wir auf Angriff und preschen mit hohem Tempo vor oder spielen wir defensiv und warten ab, bis unser Herausforderer Fehler macht? Ein guter Teamleader bespricht die Strategie mit allen Beteiligten, gibt jedem Raum, sich mit seinen besonderen Stärken einzubringen und sorgt dafür, dass die Strategie von allen verstanden wird. Nur so kann ein gutes Zusammenspiel funktionieren.
Klare Rollen und Hierarchien
Sieger können schnelle und sichere Entscheidungen treffen. Doch das gelingt nur, wenn jedem klar ist, wo sein Platz ist. Ganz ohne Hierarchien funktioniert das nicht, sonst diskutieren erst mal alle demokratisch vor dem Tor, wer schießen darf. Doch der Ball ist dann längst bei der anderen Mannschaft.
Ein gemeinsamer „Feind“
Natürlich sollte kein Feindbild aufgebaut werden, das zu Aggressionen anstachelt. Der Begriff ist hier im Sinne eines gemeinsamen Vorgehens gehen Bedrohungen von außen. Dies stärkt den Zusammenhalt innen: Als die Dänen sich große Sorgen um ihren Mitspieler Eriksen machten, schweißte das alle in ganz besonderer Weise zusammen. Auch die Schwierigkeiten und Sorgen um die Pandemie können Teams stärken. Wichtig ist nur, dass es sich beim „gemeinsamen Feind“ nicht um ein hausgemachtes Problem handelt, das dem Management in die Schuhe geschoben werden kann. Gerät ein Unternehmen in wirtschaftliche Schieflage, wird dies von Mitarbeitern eher einem Missmanagement zugeordnet und wirkt lähmend, nicht motivierend. Ein Grund mehr, Ziele und Strategie immer klar zu kommunizieren. So wird dann auch viel eher verstanden, wie eine Notsituation zustande kommt.
Regelmäßige Kommunikation und gemeinsame Rituale
Ein gutes Team versteht sich gut — und das passiert nicht von selbst. Durch regelmäßige Kommunikation lernen wir, Launen und Gedanken unserer Mitmenschen besser zu deuten. Wenn wir mit jemandem täglich sprechen, hören wir schon nach Sekunden allein an der Stimme, wenn sich etwas verändert. Das gemeinsame Training ist nicht nur unter sportlichen Aspekten wichtig, sondern es sorgt auch dafür, dass man sich blind versteht. Konsequenterweise werden Spieler, die nicht immer zum Training erschienen sind, bei einem wichtigen Spiel auf die Ersatzbank gesetzt. Das ist keine Strafe, sondern verhindert Disharmonie im Zusammenspiel. Auch sollten in einem guten Team Grundregeln gelten wie „wir sprechen miteinander, nicht übereinander“.
Gegenseitiges Vertrauen
Die Einschätzung, ob ich jemandem vertrauen kann, entsteht durch Erfahrung. Kenne ich ein neues Teammitglied nicht, vertraue ich aber vielleicht auch über Empfehlungen anderer. Bringt jemand hervorragende Referenzen durch jemandem mit, den ich gut kenne, übertrage ich das vertrauensvolle Gefühl auf die unbekannte Person. Außerdem kann ein Teamleader in wirkungsvoller Weise vorleben, dass Vertrauen erst einmal geschenkt wird und nicht „verdient“ werden muss. Diese Grundhaltung färbt in positiver Weise ab auf alle anderen.
Positive Fehlerkultur
„Was haben wir gelernt?“ Diese Frage sollte nach jedem abgeschlossenen Projekt gestellt werden. Gewöhnen sich alle (einschließlich Teamleiter) an, über Fehler und Pannen offen zu sprechen, die Verantwortung zu übernehmen und Learnings daraus zu ziehen, kann gar nicht erst eine Kultur des Fingerzeigen entstehen. Und tatsächlich steckt ja in jedem Fehler die große Chance, sich maximal zu entwickeln.
Ressourcen-Orientierung
Der Fokus steht auf „was haben wir?“, nicht auf „was fehlt uns“. Dazu gehört, sich gegenseitig ehrliche Wertschätzung zu zeigen, gute Leistungen hervorzuheben und schließlich gemeinsame Erfolge zu kommunizieren und zu feiern.
Wenn all diese Punkte erfüllt sind, kann guter Teamgeist entstehen und weiter wachsen. Man kann dann auch noch zusätzlich mal gemeinsam in einen Hochseilgarten gehen oder ein Floß bauen. Aber ein sogenanntes Teambuilding-Event ersetzt kein tägliches, gemeinsames Arbeiten am Team und den Willen, es gemeinsam zu schaffen.