Als Jugendliche spielte sich mit großer Begeisterung Squash in unserem örtlichen Verein: Ich trainierte fleißig, um beim nächsten Punktespiel gut abzuschneiden und hatte sehr viel Spaß. Ich fühlte mich von Verein und Verband super unterstützt: Ich hatte einen tollen Trainer, es gab Eltern, die uns zu Spielen chauffierten. Und ich durfte an einem Trainingslager teilnehmen, wovon ich noch heute auch im Job profitiere, weil ich viel über den Umgang mit meinen eigenen Grenzen lernte, über Durchhalten, Disziplin und Zielstrebigkeit. Interessant ist an dieser Geschichte, wie ich überhaupt zu diesem Sport kam: Unser Squashclub hatte eine und später sogar zwei sehr ambitionierte Herrenmannschaften. Das Prinzip bei diesem Sport (und vielen anderen): Meldet ein Verein keine Damen- oder Jugendmannschaft, muss bei alleiniger Aktivität einer Herrenmannschaft eine Strafgebühr bezahlt werden. Es gibt also ein finanzielles Interesse, Jugendliche zu fördern und zum Mannschaftsspiel zu motivieren. Und das ist sehr sinnvoll, denn ohne Jugendmannschaften stirbt ein Sport aus. Ich wurde also regelrecht überredet, mich für die Jugendmannschaft zu melden. Denn es fehlte dort dringend noch eins von zwei Mädchen, die mit drei Jungs gemeinsam gemeldet werden sollten.
Niemand käme auf die Idee, eine Jugendliche oder einen Jugendlichen anzumeckern: “Hey, schämst Du Dich nicht, zu wissen, dass Du hier nur Quotenspieler bist?!” Im Gegenteil: Damen-, Herren- und Jugendmannschaften unterstützen sich gegenseitig, indem sie bei den wichtigen Spielen der anderen im Zuschauerraum sitzen, Erwachsene für die Kids Chauffeur spielen, für Spieltage Kuchen backen und für gute Stimmung sorgen. Bei Feiern im Verein waren immer alle Altersgruppen eingeladen — niemand wäre auf die Idee gekommen, Trainingszeiten oder Feste auf Termine zu legen, bei denen eine bestimmte Gruppe keine Zeit hat.
In der Wirtschaft ist der Begriff “Frauenquote” negativ besetzt, wird spöttisch belächelt und es haftet ihm an, dass unfähige Frauen nur aufgrund ihres Geschlechts in interessante Positionen gelangen können. Reine oder beinahe reine Männer-Entscheiderteams bestimmen die Spielregeln, legen Arbeits- und Meetingzeiten fest, entscheiden über die Bedingungen für Bonuszahlungen, bestimmen darüber, ob Homeoffice möglich ist und setzen Currywurst und Pommes auf den Speiseplan der Kantine.
Vielleicht wäre es ein interessanter Weg, wenn Unternehmen oder politische Parteien mit einer Extrasteuer belegt werden, wenn sie die Buntheit nicht unterstützen. Wenn Unternehmen ab einer gewissen Größe keine Schwerbehinderten einstellen, bezahlen sie einen Ausgleich. Ähnliches könnte man ja auch für Ausbildungsplätze oder einen Anteil von Frauen in Führungsposition andenken. Damit ist eine Quote keine Pflicht, doch es gibt einen finanziellen Anreiz, etwas vielfältiger zu denken.